15.10.22 Sophia Blenda, St. Arnaud, Minimal Schlager, Twins In Colour, Alma & June, Lulu On Mars, Covves (Kafe Kult)

Ein innen: welt. tanzt aus der Reihe: Nach 33 Monaten ist es Zeit für zwei Bühnen, musikalische Entdeckungen und die Rückkehr ins Kafe Kult. Be there then!

Wer hätte es im Januar 2020 geahnt? Weit mehr als zwei Jahre mussten wir warten. Auf: Zwei Bühnen, ein halbes Dutzend Bands – Musik, Chaos, Kram und Liebe in Münchens verspultest-schönster Festival-Location. Auf innen: welt.
Jetzt soll es aber soweit sein. Dringend. Deshalb hier ein Packen musikalischer Entdeckungen von uns im Oktober – zum Erholen vom Wiesn- statt vom Weihnachtswahnsinn.

Wir haben Künstler*innen aus München, Deutschland und der ganzen Welt, den feinen selbstgezimmerten Rahmen, eine Party und Klassesound (so vom Akustischen her). Und wir hoffen, ihr seht uns nach, dass wir die Eintrittspreise erhöhen müssen: Anders wäre es schlicht nicht aufgegangen. Alles wird teurer (auch das Leben für Musiker*innen), Corona frisst Ersparnisse – und damit sich alle in Viruszeiten wohlfühlen, verkaufen wir diese Ausgabe auch ein paar Karten weniger. Okay? Dann hereinspaziert! Das nächste innen: welt. kommt wohl erst Anfang 2024…

+++ Hier geht es zum Vorverkauf für das innen: welt. 2022. +++

Sophia Blenda (Wien, Chamberpop)
innen: welt. ist auch ein Ort für Komplexes und für Zwischentöne. Eines der lautesten leisen Alben des Jahres (überhaupt) hat Sophia Blenda, Sängerin und Schreiberin von Culk, gemacht: Genau hinhören muss man bei „Die neue Heiterkeit“ schon. Aber dann lauert er da auch direkt – ein überwältigender Strudel aus Wort und Sound. Unwichtig oder achtlos ist hier nichts, dafür bitzeln die Widersprüche, in jedem Sinne. Klanglich auch. „Chamberpop“ könnte man Platten aus Klavier, Streichern, Elektronik und Stimme durchaus nennen. Und trotzdem öffnen sich immer wieder riesige Klangräume. „Löw´s Texte sind persönlich und zugleich radikal“, findet FM4. Und der Spiegel attestiert Sophie Löw eine im deutschsprachigen Pop und Rock seltene „poetische Kraft und Energie“. Was wir sagen wollen: Das wird ein Ereignis.

St. Arnaud (Edmonton, Folk-Pop)
Noch Platz für Ohrwürmer? Wir haben frische, erstklassige und ungehörte Ware aus Kanada. Wobei das nur die halbe Wahrheit ist: Denn unter den fast unschuldig lächelnerregenden „Shalalalei“-Refrains, den locker aus dem Knöchel twangenden Gitarren, der Trompete als Akustik-Zuckerl und überhaupt der Sonntags-Eleganz besitzt Ian St. Arnauds Musik auch jede Menge Tiefe. Neben dem musikalischen Sonnenschein schwingen Verlust, Angst und Tod – und wir tendieren traditionell zu der Ansicht, dass das die beste Art von Musik ist: Die einfach trotzdem das Leben feiert. Oder deswegen.

Minimal Schlager (Berlin, SynthWaveDisco)
Zwei Geschwister machen Musik. Immer eine spannende Kombination. Aber Zoff auf der Bühne ist bei Minimal Schlager nicht zu erwarten. Schlager übrigens auch nicht. Dafür das, was bleibt, wenn alles andere sich zerstreut: Disco. Laut, wärmend – und bei Minimal Schlager als ein Strudel schönster Zutaten: Da sind Synthies und „echte“ Drums, verhallte Gitarren wie frisch aus den 80ern gezupft und ein paar Streusel Italo-Sound. Eine Stimme, die fliegend leicht einen Schwertransport vollzieht: Es geht um Liebe, Sex, die Fragen der 20er-Jahre und die ewige Suche. 2022 hat das Duo damit schon London, Berlin, Madrid, Budapest, Neapel und das SX:SW besucht. Nun ist München an der Reihe. Dazu tanzen wir ein „Wow“.

Twins In Colour (Leipzig, Dreampop)
Dreampop? Aus Leipzig, nicht Berlin? Schon, aber anders: Twins In Colour machen Musik wie aus einem Traum. So einem, wie Menschen ihn träumen: Mit gemeinen Botschaften aus dem Unterbewusstsein („PS: Why don’t you get a job“), traumwandelnd-flüchtigen Melodien, rätselhaften Bildern und einem gerade noch kissenwarmen Seufzen. Also: Schwelgen, in müden und schrappelnden Gitarren, Synthies aus den 80ies und Bassbrummen – aber minus rosa Wölkchen und plus Early-Adult-Angst und Ambivalenz an der Edge of the fucking world. Viel zu gut (und zu schön-beunruhigend) zum Einschlafen.

Alma and June (Ingolstadt, Indie-Folk)
Nur in Ausnahmefällen geben wir euch vorgefertigte Bandtexte zu lesen. Bei Alma and June sind wir aber doch geneigt, zu zitieren. Die Kollegen von New Basement nämlich, die kurz und knapp erklären, warum die Musik von Alma Tyroller allen etwas zu sagen hat – den Kids der 00er- und 10er-Jahre und denen von heute: „Millennials werden es lieben, weil Alma Funeral von Arcade Fire liebt. Gen Z werden es auch lieben, weil … wegen Phoebe Bridgers, Alex G, Will Toledo, Adrianne Lenker und unzähligen anderen großartigen Songwritern der Generation.“ Natürlich erklärt das nur die halbe Magie. Aber all das ist tatsächlich zu erahnen. Neben einem verblüffend eigenständigen Ansatz, Songs zu schreiben. Und einer buchstäblich „beherzten“, schon jetzt kafkulthallengroßen Weise, das auf die Bühne zu bringen. Eine Entdeckung!

Lulu On Mars (München, Artpop)
Beim letzten innen: welt. Anfang 2020 hätten wir Lulu On Mars noch gar nicht finden *können*. Aber seit 2021 macht unsere Gästin öffentlich Musik. Und wir sind beruhigt: Denn diese Musik ist crisp und groß, klug und nah an all dem oft so schwer greifbaren inwändigen menschlichen Geschehen gebaut. Sie besteht (fast) „nur“ aus einer eindringlichen Stimme und den fein eingesetzten Tricks der Computer und wirkt trotzdem bis in die Tiefe. Sogar auf Albumlänge! Und wo so etwas wächst, besteht Hoffnung. Eine gute Nachricht für München. Für Gänsehäute. Und uns. Und die Zukunft eh. Schaut euch das mal an. Bei uns.

Covves (München, Post-Indie)
Manchmal fragt jemand: ‚Macht ihr auch selbst Musik?‘ ‚Nur nicht-öffentlich‘, wäre fast die Antwort. Aber da gibt es die Covves, mit i.a.r.-Anschieber Richard. Die gehen gerade einen weiten Weg: Den ehrenhaften Job als Fackelträger des 00er-Indie haben Sie aufgegeben und ziehen weiter in etwas Dunkleres, Elektronischeres, Ausgefeilteres. Die neuen Songs der Covves zehren von der großen Kraft des Danach: Post-Indie, Post-Punk, Post-Kater – und umarmen auf anderen Seite der Tür die Freude am Sound-Experiment. Beim innen: welt. gibt es diese neue Seite zu hören.

Im Anschluss: Party mit DJ Naumative (Indie, Eurodance, unbekannte Perlen und Hits in selten gehörten Sprachen)

Daten und so: innen: welt. Festival | 15.10.22 | Einlass 17.00 Uhr | Kafe Kult, Oberföhringer Str. 156 | Bus 188 Bürgerpark Oberföhring, Tram 16 Prinz-Eugen-Park | Eintritt: 24 Euro Early Bird, 26 Euro Normalpreis, 29 Euro Soli-Ticket | Bier: 3,50 (Augustiner, Tegernseer, …)

Das innen: welt. 2022 wird gefördert vom Bezirksausschuss 13 der Landeshauptstadt München. Vielen Dank!