13.01.24 Dukla, Schramm, Dhresen, Ryvers, Colonnello, Phia Blu, Kunststoffwerkstatt

Zurück auf „schön“: Das innen: welt. hat seinen Termin im Januar zurück. Zwei Bühnen – und musikalische Entdeckungen gegen den Weihnachtsdudel und den Mainstream-Blues.

Der Vorverkauf für das innen: welt. Festival 2024 ist beendet, vielen Dank für euer Vorschussvertrauen! Es gibt noch Karten an der Abendkasse, kommt gerne vorbei.

Das innen: welt. ist zurück! Zum ersten Mal seit 2020 am liebgewonnenen Januar-Termin – mit einer guten Handvoll musikalischer Entdeckungen aus Europa, ganz Deutschland und Bayern. Auf zwei Bühnen im Kafe Kult, mit Licht, Ausstellung, DIY und Mitmachaktion.

Der Plan steht unverändert: Im trüben Januar den ganzen Weihnachtsdudel aus den Ohren und Gehirnen spülen und mit wuchtiger, leiser, komplexer, heartfelt Musik ersetzen.

Zum Vorverkaufsstart gibt es diesmal 50 besonders günstige „Early-Bird-Tickets“. Und die ganze Zeit ein Soli-Ticket, falls ihr nach den schwierigen Corona-Jahren innen.aussen.raum für neue ehrenamtliche, handgezimmerte Abenteuer auf Münchens Bühnen unterstützen wollt.

Was es genau zu hören gibt? Hier könnt ihr vorlesen und -hören:

Dukla (Prag / Cesky Dream-Indie)
Wir präsentieren euch, one (first) night in Munich only… Tschechiens Antwort auf The Radio Dept.: Zu lesen ist, dass Dukla einst als „die traurigste Band von Vinohrady“ galten. Das ist natürlich nur auf den Klang bezogen – und will in einer Emotionen provozierenden Stadt wie Prag etwas heißen. Besser träfe es aber vielleicht „Melancholie“. Wellen schlagende Synthie-Teppiche tragen hier schwärmende Gitarren und Computer-Shuffle. Fast schade ist nur, dass die tschechischen Texte ohne Übersetzungs-Tool kaum jemand hier versteht. Denn die sind (be)stechende Lyrik aus Stadt-, Zeit- und Weltschmerz – zwischen Fernweh und Wundern über die parfümierten Räume der Malls. „Am Bordstein / Ich sitze und rauche / Der Asphalt schmilzt / Wüstenluft / Die Autobahn / Richtung Zentrum / Er steht und blutet / Bis zum Abend.“ Auf Tschechisch klingt es aber schöner. Auch ohne Verstehen.

Schramm (Wuppertal / LoFi, Indiepop)

Wir haben schon mal gehört, dem innen: welt fehle es an Tanzbarem. Well… We DO like party. Party with a meaning. So wie bei Schramm. Der macht mit unverhohlen-einfachen Mitteln etwas, das klingen kann wie die Strokes auf einer Beatmachine. Das bereitet Spaß. Aber der eigentliche Anlass fürs Lächeln beim Hören sind die Worte und Attitüde über den Hooks und Tunes. Alle zweifeln, alle fühlen sich manchmal lächerlich… Warum nicht darüber singen, als Fehlbarer auf der Bühne – und im Chor der Verunsicherten zugeben: „It’s truely awkward to talk about sex / It’s truely awkward to talk about … sweaty hands“. Auf Instagram schreibt Schramm auch offen über Lampenfieber und das fragile Künstlerselbstbewusstsein. Und all das fühlt sich sehr nach einem großartigen Ansatz für Musik und Leben in den 20er-Jahren an. Tanzbar… ist es zudem.

Dhresen (Trier / Jazzy Post-Rock)
(Fast) nichts treibt uns bei innen.aussen.raum so sehr die Freudentränen in die Augen wie der Fund eines (noch!) zu selten gehörten fantastischen Stücks Musik. Wo sich Dhresen versteckt hatten, ist klar: In Trier. Wie ihnen das gelungen ist: nicht so sehr. Manch ein Track beginnt mit Rascheln und Rauschen. Dann wird es erst dunkel und bald auf beste Weise unberechenbar: Dhresen haben ein flinkes Piano und frisch funkelnde Elektronik als Fundament – was zuerst ein wenig zu meditieren scheint, bricht mit wild wirbelnden Drums aber auch gerne in einen kathartischen Rausch aus. Wenn dann der Break kommt, musste er genau da sein; ein Gebot der Wahrheit. Man könnte es eine Mischung aus Post-Rock, Jazz und Nu Classic nennen. Das wäre aber irgendwie arg profan. Wie wär’s stattdessen mit „überwältigende, virtuose, echte Musik“?

Ryvers (Wien / Looped Shoegaze)
Ja, die Tränen in den Augen… Ende Oktober hieß es beim Durchforsten der Weiten des Internets: Cry me a ryver. Aus einer einzigen Wiener Gitarre strömt hier ein satt-rauer Strudel Sound mit beachtlichen Untiefen und einem himmlischen Stromschnellen-Rauschen – trippy wie vermutlich eine Nacht in „Madchesters“ legendären Shoegaze-Clubs der frühen 90er. Aber auch Zuhörende ohne Faible für Stone Roses oder Ride können sich mittreiben lassen: Ryvers neue EP heißt „MAEANDER“. Das passt gut. Es wird eine musikalische Floßfahrt mit vielen bunten Ausblicken und ein paar erstaunlichen Wendungen werden. Und die bisherigen 38 Views auf Youtube? Geh, bitte! Höchste Zeit für mehr.

Colonnello (Augsburg / Indierock)
Süßer, von Melodien getragener Lärm – das ist Colonnellos Metier. Die Gitarren angezerrt, der Bass klar aber wuchtig, die Drums trocken und treibend und darüber artikuliert-sehnsüchtiger Gesang. So hat Indie mal funktioniert. Und so wird die Band sicher auch die Kult-Bühne und innen: welt.ler.innen-Köpfe freiräumen. Assoziationen sind erlaubt: Sie führen in wohlig warmes und etwas herbstliches Terrain. Die feinen Moment von Crash Tokio, Miles, Readymade oder den jungen Slut vielleicht. Natürlich steckt in Colonello noch mehr. Breaks, Schleifen und Reprisen gehören dazu. An wen oder was ihr dabei denkt, ist natürlich euch überlassen. Aber wir finden: Dieser Lärm tut gut.

Phia Blu (München / Songs)
In einer Stadt wie München, in der vor allem glattpolierter Pop gedeiht, ist Phia Blu eine erstaunliche Erscheinung: Noch weit unter den meisten Radaren traut sie sich, auf leise – oft akustische – Töne zu setzen. Und das Ergebnis ist kein generisches Songwriter-Geschrammel. Sondern sorgsam ausgearbeitete Musik mit noch sorgsamer in mutmaßlich großen Tiefen erschürften Texten. Eine Mitteilung statt Schlagworterei. Bei ihrem Gesang hat Phia Blu wiederum hörbar doch Billie Eilish oder Aurora auf die Lippen geschaut. Und zuletzt gab es sogar erstaunliche Experimente mit Loops und Synthie-Sounds zu hören. Wie das zusammenpasst? Sehr gut! Ihr werdet es beim innen: welt. erleben.

Kunststoffwerkstatt (München / Electronic)
Wer meint, dass in München kein Platz für positiven Irrsinn ist, muss vielleicht noch Kunststoffwerkstatt hören. Rund um die Kunstakademie, fast schon in Schwabing, gedeiht – oder wuchert! – ein bunter musikalischer Strauß mit Blüten aus schelmisch knarzenden und schmatzenden Beats und Klopfereien, Gesangsprengseln aus Dada oder Hintersinn – wer weiß das schon – und fröhlich bis entschlossen durch Klangtunnel zischenden Elektrodingsern. Ein bisschen vom ernst berlinernden Club-Bouquet ist auch dabei. Unsere Live-Party aus acht Händen und vier Köpfen für das innen: welt. 2024. Stay til the end!

Daten und so: innen: welt. Festival | 13.01.24 | Einlass 17.00 Uhr | Kafe Kult, Oberföhringer Str. 156 | Bus 188 Bürgerpark Oberföhring, Tram 16 Prinz-Eugen-Park | Eintritt: 22 Euro Early Bird, 26 Euro Normalpreis, 30 Euro Soli-Ticket | Bier: 3,50 (Augustiner, Tegernseer, …)