28.10.13 – Folly & The Hunter, Hunt (Lamentohalle)

Gleich zwei großartige noch (!) viel zu wenig gehörte Bands – Kanada und Schweden, eigen-artigster Folk-Pop und Song-getriebener Post-Rock. Und noch dazu ein seltener Konzertabend in der Lamentohalle. Hört euch das an!

We were told to watch for deer at dawn.

Ende Oktober ist Jagdsaison bei innen.aussen.raum! Natürlich nur nach Melodien, musikalischen Eingebungen und Konzertaugenblicken.

 

Folly & The Hunter (Montreal)

Ihr kennt diese Band noch nicht? Der allgemeinen Umstände wegen verständlich – aber eigentlich doch kaum zu glauben. Denn die drei Wahl-Kanadier spielen den allerschönsten, melancholischen Indie-Pop, dem Klang nach in einer Liga mit solchen Bands wie… Aber wir wollen gar nicht vergleichen. Es ist jedenfalls nichts relatives, kein „Folly & The Hunter sind zu gut für die kleinen Clubs“. Es geht um Musik, die zu den schönsten des Jahres 2013 gehört.
Wichtig ist: Auf ihrem Album „Tragic Care“ mischen Folly & The Hunter einen nachtkühl-luftigen Sound aus Gitarre, sacht klagender Stimme, ruhig atmenden Harmonikas und fein dröhnender Percussion mit den Bildern und Eindrücken, die in einem warm liebeskummernden Herz gesammelt werden. Den Kopf im Wind und die Innseitigkeiten am Brennen.
Das mit dem Kummer ist ein Rezept, das schon bei Bon Iver oder Noah & The Whale auf das Beste geklappt hat. Aber Folly & The Hunter sind noch etwas bildhafter in der Sprache und der Klang ist eine ganz eigene, unangeberisch zündende Mischung. Aus Holz, Waldluft, Wut, Trost und in den Plattensammlungen der großen Städte angehörten Inspirationen. „I was told to watch for deer at dawn/as they passed I felt a mounting relief“. „Oh tragic care, please burn away“: Dass das noch nicht in den Schlagzeilen der Indie-Blogs angekommen ist, ist ein seltsamer Umstand. Aber gibt uns immerhin Gelegenheit, euch die Band jetzt selber vorzustellen – es ist uns das größte Vergnügen!

Hunt (Göteborg)

Dazu passt, natürlich, hervorragend die zweite Band des Abends – die aus guten Gründen genau die gleiche Spielzeit bekommt! Noch eine Entdeckung. Bei Hunt geht es um Post-Rock. Also um Klang, der über die Ufer der Songstrukturen tritt, als Flutwelle. Und sich hier, in genau diesem Fall, aus Folk und Songwriting speist. Ein Strom der aus seinem Bett entlassen ist… Ein im ganz buchstäblichen Sinne packendes (= ergreifendes) Experiment – auch für alle, die sich an Explosions In The Sky sattgehört haben.
Hunt ist das Projekt der Songwriterin Susanna Brandin aus Göteborg. Als ‘Winter Took His Life’ ist Brandin schon einige Jahre mit guten alten Bekannten wie Björn Kleinhenz durch’s Land gezogen. Zum Geschichten erzählen, Momente und Gedanken beobachten, oder: Reflektieren, wie aus einem lichtspielerischen Glasscherbenkonzert im Frühjahr,.
Und nun, in Bandstärke, dürfen die Emotionen und Eindrücke wachsen, weit über das Sinnieren am Lagerfeuer und die Köpfe der Zuhörer hinaus.

Das solltet ihr euch anhören. Genug hohen Raum unter altem Glas und über Gusseisen bietet die schöne alte Lamentohalle. Natürlich gibt es wieder extra angefertigte Deko. „Mit Liebe und Krams“. Also: Es ist angerichtet.

Daten und so: innen: stadt. | 28.10.2013 | ab 19.30 Uhr | 8 Euro | Lamentohalle, Dachauer Straße 112 | Tram 12/20/21, Bus 53: Leonrodplatz; Bus 153: Hochschule München| Facebook