14.01.12 – Paula i Karol, Sandy Bird, Deep Sea Diver, Agikakaluna!, G.E.F., A Soundtrack For Starsailors, Tasty Tea (Kafe Kult)
Kaum ist ein Jahr vergangen – und schon haben zu viele Alltags-konzerte und Kaufhaus-Sampler die Ohren müde gemacht. Dagegen: Am alternativen Rand der Stadt nach eigenen und fremden Innenwelten lauschen. Damit keiner behaupten kann, sie wären nicht da.
Das Festival ist AUSVERKAUFT! Vielen Dank für das Vertrauen!
…mit manchen Dingen gibt es kein Fertigwerden. Kaum ist ein Jahr vergangen – und schon haben viel zu viele Alltagskonzerte und Kaufhaus-Sampler die Ohren müde gemacht; sind irgendwo hinter Fenstern und Türen Songs gewachsen die auf Bühnen wollen.
Und weil diese Missstände zu beheben die schönste Sisyphos-Arbeit überhaupt ist, gibt’s auch dieses Jahr wieder ein innen: welt.-Festival. Am alternativen Rand der großen Stadt nach eigenen und fremden Innenwelten lauschen. Damit keiner behaupten kann, sie wären nicht da.
Sieben Bands aus der Nähe und von weit weg. Die Geschichten erzählen, die gehört werden sollten. Und Kunst und Flimmern gibt’s natürlich auch wieder.
Dieses Jahr Musik auf zwei Bühnen von:
Paula i Karol (Warszawa)… …aus den weiten, unentdeckten musikalischen Ebenen Osteuropas. In Polen sind sie sowas wie Indie-Stars. Hier noch nicht. Aber das macht gar nichts: Denn ihre Songs muss man nicht kennen – sie zaubern einfach so ein Lächeln auf Zuhörer und Zuschauerlippen. Versprochen.
Was Paula i Karol mit Gitarre und Violine machen könnte man „Folk. Pop.“ (mit Betonung auf beiden Wörtern) nennen. Und wie sie mit ihren Songs um die Wette strahlen, mag man „Pop“ auf einmal wieder glauben: Wo soviel Freude ist, Schalk im Nacken und Großstadtjugendmelancholie
Sandy Bird (Berlin)… …der popbewanderte Engländer verwendet gerne die Vokabel „underrated“, wenn eine Band nicht den verdienten Ruhm erhält. Fast eher „unrated“ sind Sandy Bird, direkt „unerhört“. Und dabei eine formidable Band für ein Festival mit dem Namen innen: welt… Wie ein ungezähmter Stream of conciousness durch wilde Gedankenwelten: Neun Minuten Spannung für ein Halleluja, acht Hände für ein Soundmeer, auf dem der Hörer treibt wie der Korken auf dem Ozean. Und so knackige Riffs kann auch Post-Rock haben, und trotzdem am Ende immer an einem neuen Ziel herauskommen. Leidenschaft is what we’re looking for. Here it comes.
Deep Sea Diver (Göttingen)… ……tauchen gehen im Januar? Gewagt. Ist ja auch nur musikalisch – aber der Effekt stimmt: Kopf unter Wasser und außen: welten vergessen. Sonst sind Deep Sea Driver, bei uns nur einer. Und das funktioniert fast noch besser: Eine Gitarre, die Geschichte vom Frieden im Kopf nach dem Sturm, und viel Platz zwischen den Akkorden zum Bierflaschenhalten und Indiskokugelnschauen. Music’s gonna mend your heart. Da mag man jetzt oder mag man eigentlich nicht (weil Vergleiche nonsens sind) noch die zwei Worte „Bon Iver“ hinterherposten… Gitarre und Banjo, die Ruhe in tiefen Gewässern und der Schnee vor der Tür werden für sich sprechen. Der richtige Zeitpunkt für das gar nicht so gewagte Experiment beim Tauchen mal tief Luft zu holen.
G.E.F (München)…. …es ist als Kompliment gemeint, wenn wir sagen: Wie München klingen sie gar nicht. Drei Jungs, die flirrende E-Gitarrensaiten als Sprengsel zupfen, leichte Beats schustern und gar nichts mit der eher lambruscosüßen Popschwere zu tun haben, die eher mit unserer Stadt assoziiert wird. Nein, da lässt der Klang das audiophile Herz höher schlagen und es klingt mal nach Weilheim, mal nach der Mormonenstadt mit der Mörderband und in mutigen Momenten etwas Berlin. Auch das kommt von hier: Weitewelt-Indietronics.
A Soundtrack For Starsailors (Nürnberg)… …aus dem beautiful bedroom! Wie ein Soundtrack für Sternensegler klingt wissen noch nicht viele – eine Nürnberger Wundertüte ist die Band. Aus der schon bei erstem Wühlen in Schlafzimmerproduktion geschliffene Lo-Fi-Perlen in schillernden Synthie-, Rhodes- und Ukelelen-Schattierungen zu Tage kommen. Weil’s nirgendwo so warm ist wie zu Hause.
Da warten noch viele Überraschungen – und nirgendwo seht ihr sie so bald wie beim innen: welt. (Und wer sich in Nürnberg, mit Dinosauriern und Pandamenschen auskennt wird vielleicht sogar ein paar bekannte Gesichter auf der Bühne sehen).
Tasty Tea (München)… …direkt aus dem Kafe Kult! Wer würde denken, dass München – die Stadt mit der zentimeterdicken Schicht aus Perfektion, Make-Up und Putz – auch so klingen kann? Lo-Fi und alternativ, selbstgemacht und bunt. Ukulelen, Topf-Deckel, Harmonikas und Glockenspiel – als ob ein Stück (innen)welt über die Bühne weht und dabei Eindrücke von der WG-Küche bis zum Balkan-Roadtrip mitgenommen hat.
Und wenn die letzten Live-Akkorde verklungen sind… ist das kein Grund keine musikalischen Wunder mehr zu erwarten. Die Aftershowparty kommt nämlich aus dem Gameboy von:
agikakaluna!… …aus dem oberpfälzischen Neumarkt. Und das ‘Instrumenten’arsenal dieses Wuschelkopfes lässt die Zeit aufleben, in der tragbare Spielkonsolen noch graue Kästen und Nintendo noch nicht mal ‚Super‘ war.
Das bedeutet: Es bliept, knarzt, dudelt und wummst, Finger fliegen über die bunten Tasten gleich mehrerer Spielgeräte. Synchronschach in 8Bit – nur, dass nun auf diese Weise nicht mehr Eltern zu Weißglut, sondern die elektroaffine Indieschar auf die Tanzfläche getrieben wird. Oder auch einfach nur zum Staunen über den musikalischen Sieg gegen Bowser.
Dazu gibt es natürlich wieder Kunst: Weil alles besser klingt, wenn alles nicht wie immer aussieht. Es gibt Licht (507nanometer, München), Visuals (Ozel, München), eine Videoinstallation (Fabian Aigner, München), Fotos (stoltm.dk, Arnstorf), Kultwandpoesie zum Selberdichten… Lasst euch überraschen. Und be-eindrucken.
Daten und so: innen: welt.-Festival 2012 | 14.01.2012 | 17.30 – 06.00 | Kafe Kult, Oberföhringer Str. 156 | Bus: Bürgerpark Oberföhring | Eintritt: 1o Euro vorher, 12 Euro am Abend | Das Bier: kultüblich